Botschafter in Amerika

Neuköllner nimmt am PPP teil

BRITZ. Daniel Oldach kann den 12. August kaum erwarten. An diesem Tag wird er eine lange Reise antreten - nach Amerika. Der 16-Jährige wird ein ganzes Jahr bei einer Gastfamilie im Bundesstaat Illinois im Mittleren Westen der USA verbringen und die High School besuchen. Dabei hat er einen Auftrag: Als Botschafter soll er einen Beitrag zur besseren Verständigung zwischen Deutschen und Amerikanern leisten.
"Ich freue mich schon sehr auf meinen Aufenthalt in Amerika, auf die Gastfamilie und vor allem auf den Sport in der Schule", sagt der Schüler der Fritz-Karsen-Schule. Der Neuköllner wird bei einer Familie mit drei Kindern im Alter von zwölf, 17 und 19 Jahren in der Kleinstadt McHenry wohnen. Zu seiner Gastfamilie hat er bereits per E-Mail Kontakt aufgenommen, seine Gastmutter hat ihn wunschgemäß in einem Football- Team angemeldet. Ermöglicht wird Daniel diese einmalige Erfahrung durch ein Stipendium, für das sich bundesweit jährlich 300 Schüler und junge Berufstätige bewerben können. Das Stipendium umfasst Reise-, Programm- sowie Versicherungskosten und wird im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) vergeben. Seit 1983 gibt es dieses Programm, das aus Anlass des 300. Jahrestages der deutschen Einwanderung vom Kongress der USA und dem Deutschen Bundestag beschlossen wurde. Ausgesuchte junge Menschen verbringen mit dem Austauschprogramm ein Jahr in dem jeweiligen Partnerland. Während die Schüler eine High School besuchen, gehen die jungen Berufstätigen ins College und absolvieren ein Praktikum in einem Betrieb. Voraussetzung für die Bewerbung sind unter anderem gute Schulleistungen. Daniel Oldach musste für seinen Traum vom Amerika-Aufenthalt eine Menge tun: Er bewarb sich zunächst unter Angabe seines zuständigen Wahlkreises, der beim örtlichen Bundestagsabgeordneten, in Gemeinde- und Stadtverwaltungen erfragt werden kann, per Internet. Seine zuständige Austauschorganisation schickte ihm daraufhin Bewerbungsunterlagen, die er ausgefüllt zurücksenden musste. Danach erhielt er eine Einladung zu einer Bewerbungsrunde, in der seine Motivation, seine Persönlichkeit und seine Eignung für den USA-Aufenthalt geprüft wurden. Auch einen Englischtest musste er bestehen. Anschließend wurden die Ergebnisse an Stefanie Vogelsang (CDU) weitergeleitet, die für Daniels Wahlkreis zuständige Bundestagsabgeordnete. Sie lud vier vorgeschlagene Bewerber ihres Wahlkreises zu einem Gespräch ein und bestimmte zwei Kandidaten. "Was mich bei Daniel sofort beeindruckte, war ein Brief seines Lehrers, der ihm nicht nur sehr gute Schulleistungen bescheinigte, sondern vor allem sein soziales Engagement hervorhob", erzählt Vogelsang. Enttäuscht war sie allerdings davon, dass es in der letzten Runde nur sehr wenige Bewerber in Neukölln gab und fordert daher: "Schüler, die glauben, dass sie ein guter Botschafter wären, sollten sich bewerben, denn das Stipendium ist eine große Wertschätzung und ein enormes Kapital für die Zukunft." Für Daniel hat die Zukunft bereits begonnen, im Juni hat er eine Vorbereitungswoche für sein Stipendium absolviert, in dem er viel über die USA und die dortigen Lebensbedingungen gelernt hat. Claudia Oldach wird ihren Sohn zwar vermissen, sie ist aber zuversichtlich, dass er in Amerika gut zurecht kommen wird: "Daniel ist so selbstständig, hat alle Hürden allein genommen und bei den Gasteltern habe ich ein gutes Gefühl."
 
Schüler im Alter zwischen 15 und 17 Jahren und junge Berufstätige bis 24 Jahren, die im kommenden Jahr am PPP teilnehmen möchten, können sich bewerben unter:
 
Bewerbungsschluss ist der 3. September.
 
Quelle: Berliner Woche, Ausgabe Neukölln, 30 KW/2010